Tranqualizer – Vampire In A Hurry: Grosse Kunst

Reviews

Ein Debütalbum, das es in sich hat: Tranqualizer aus dem Laufental geben alles. Grosse Kunst, grosse Lyrik. Irgendwo zwischen Berlin 1985 und Paris 1857, kaltem Zigarettenrauch und billigem Rotwein. Sagt immerhin der Doc.

Album Review / RegioSoundCredit

«Don't leave me out / in the darkness» fleht David Howald, Kopf von Tranqualizer, im ersten Song «Sadest Comfort». Man möchte ihm helfen, dem jungen Mann, der in einer von Black Romantic durchtränkten Verlassenheit uns zuruft. Mit einer Stimme, die sich nicht hinter jedem Baum im dunklen Wald versteckt: Riesenstimme, keine Frage.

Das war auch der Jury des RegioSoundCredit vor einem Jahr klar: Selten hat eine junge Band für ihr Debutalbum den maximalen Förderbeitrag erhalten (das RFV-Logo fehlt leider auf der CD. Die Band-Website aber auch). Tranqualizer also. Grosse Kunst, grosse Lyrik. Irgendwo zwischen Berlin 1985 und Paris 1857, kaltem Zigarettenrauch und billigem Rotwein.

Tranqualizer © 2009
Tranqualizer © 2009

Oh God, oh God, help Tranqualizer!

Mit «Letter To An Unknown» oder «War» sind Songs auf dem Album, wo einfach alles stimmt: die Dramatik, die Instrumentierung, die Lyrics, der Klang (produziert hat Jari Altermatt von Navel), einfach alles stimmt, und eben Howalds Stimme: Nick Cave dringt durch, aber auch Ian Curtis, Eric Burdon, Jeff Buckley, Mark Lanegan. Manchmal dominiert diese Stimme allzu sehr, fällt ab und an zu tief runter in den Keller. Oder albert schnoddrig rum wie im rockenden und rollenden Song «Just A Lil Kick».

Apropos Rock’n’Roll bzw. Elvis. Auch Elvis wohnt in der Tiefe der Stimme des Tranqualizer-Sängers. Ja Elvis. Nick Cave hat Elvis im Song «Tupelo» (der Geburtsort des Kings) biblisch auseinander genommen: «Oh God, oh God, help Tupelo!» schrie Nick Cave 1985 auf der LP «The Firstborn Is Dead». Man kann Tranqualizer, dieser so begabten Band, selbiges nicht genug hinterherrufen, wenn sie in die kalten Weiten des Musikbiz hinaussegelt: Oh God, oh God, help Tranqualizer!

Oder mit Baudelaire gesprochen: «Es will erst mächtig aufwärts streben / Der zarte lichte Schaum / Und platzt und speit heraus ein Leben / Dünn wie von Gold ein Traum».

Tranqualizer – Vampire In A Hurry (Cover)
Tranqualizer – Vampire In A Hurry (Cover)

Tranqualizer – Vampire In A Hurry

(Soniccontent.com / EMI) ist am 14. September 2008 mit einem Beitrag des RegioSoundCredit des RFV Basel erschienen.

Update: 2017 ist das Album neu aufgelegt worden, dieses Mal unter dem Namen David Howald. Es ist über Bandcamp digital erhältlich.