Dennerclan – San Bernardino: Wenn der Knochenhund tanzt

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Spaghettisurf hiess vor fünf Jahren die erste Platte der Basler Band Dennerclan. Um glamouröse bis dreckige Assoziationen sind die glorreichen Vier nie verlegen: der knochentrockene Charme der Spaghetti Western schwingt ebenso mit wie der Name eines Schweizer Billig(bier)discounters oder eben der grässliche «Denver Clan», jener Konkurrenzserie zur noch grässlicheren Erdöl-TV-Serie «Dallas», die zusammen die Achtzigerjahre fernsehbildschirmmässig komplett ruiniert haben. Gemach: JR Ewing & Blake Carrington ruhen im Frieden der Erdölerde – der Dennerclan natürlich nicht: Die neue Platte San Bernadino kommt in die Läden und am 8. November höchstselbst zur Plattentaufe in die Kuppel Basel.

Album Review

Vom Wagenmeister an die Biennale in Venedig

Eigentlich ist die Kuppel als Ort der Taufe doch recht erstaunlich, denn bisher beehrte der Dennerclan vor allem die (ehemaligen und aktuellen) Underground-Hoch- und Tiefburgen Basels: vom Wagenmeister über die OFF-Bar und die Schleiferei bis hin zum Keller des Hirschenecks oder irgendwelche temporären Hipster-Orte. Seit über zehn Jahren ist der Dennerclan ein Garant für wacklige, lange und feuchte Nächte in der Basler Musikszene.

Get The Raviolibilly!

Markenzeichen des Dennerclans ist neben dem scheppernden Surf-Garage-Sound auch das Comic-Artwork von «San Remo» Keller a.k.a. Milk + Wodka. Richtig: Dennerclan meint auch immer ein wenig oder auch mal mehr Kunst (Trash Art, Comic Art, Punk) und so spielte die Band auch schon an der Biennale in Venedig im Swiss Pavillon, an der Preisverleihung der Solothurner Filmtage, in Berliner Galerien oder im Ausstellungsraum Oslo 12 in Basel. Auf dem Cover von San Bernadino ist nun ein tanzender Knochenbernhardinerhund von Milk + Wodka zu sehen – ein komplett neuer, geradezu heimatlicher Aspekt also im skelettösen und Dada-inspirierten Reich des Dennerclans.

Die neue Platte San Bernadino liefert 16 Songs aus dem Labor des Dennerclans. «Django» heisst der erste (angelehnt an den gleichnamigen Spaghetti Western mit dem unsterblichen Franco Nero), «Sovjet» (Mariachi Garage) ein anderer und «Pony» (Rockabilly-Swamp-Blues) ein noch anderer. Man merkt schnell: hier wird längst Vergangenes hochgelebt und Krudes endlich angemessen gefeiert. Hier swingt der untote Geist von Punk unter der Totenkopfflagge.

Beim Dennerclan zwinkert immer mindestens ein Augenlid der gepflegten und auch mal ungepflegten Ironie mit. Das macht nicht nur sehr viel Spass im frontalen Live-Erlebnis, sondern möbelt auch jede durchschnittliche Studentenparty oder öde Novembernacht ordentlich auf. Die Basler Band mit Büros in Rom und Berlin selber nennt längst vergessene Musikstile wie «Raviolibilly, Chicken-Country oder Freckster-Funk» als Bezeichung für ihre Musik. Schön zu hören – es reicht aber auch einfach: Dennerclan.

1000 jaulende Höllenhunde

Zur Bedeutung des neuen Plattentitels San Bernadino hier noch die Band im O-Ton: «Lassen Sie sich auf eine Berg- und Talfahrt ein. Ohne Bremsen, ohne Helm. Als Bergführer tausend jaulende Höllenhunde. Mit Whiskyfässern um den Hals. San Bernardino!» – Mal schaun, ob uns Käpt’n Haddock sicher wieder nach Hause bringt...

Dennerclan – San Bernardino (Cover)
Dennerclan – San Bernardino (Cover)

Dennerclan – San Bernadino

ist im November 2013 als LP (Vinyl) und CD sowie bei itunes erschienen und im One Drop Studio in Basel aufgenommen worden.

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