Zlang Zlut – (self titled): Zwei Mann auf des toten Rocks Kiste
Rock mit Cello und Schlagzeug? Geht das? Und wenn ja: gut? Doktor Fisch weiss mehr. Hier sein ärztlicher Rat.
Doktor Fisch
Das Cello in der Rockmusik
Mal ehrlich: Wer braucht eigentlich ein neues Black Sabbath Album? – – ? Im Moment etwa 7,57 Millionen Facebook-Anhänger der britischen Heavy-Metal-Legende. Zwar haben Led Zeppelin, eine andere Legende, gar 8,98 Millionen Facebook-Fans (weiterhin uneinholbar: AC/CD mit 24,46 und Metallica mit 30,83 Millionen), doch was sagt das schon aus über ihre Musik 2013? Brauchen wir das wirklich? Also der Doc nicht.
Ganz ehrlich: Man macht sich keine Freunde mit solch ketzerischen Fragen zur Rock-History und ihren Göttern bzw. Prinzen der verdammten Finsternis (Ozzy Osbourne). Genauso gut könnte man aufs Rütlis steigen und sagen, Wilhelm Tell sei – wenn überhaupt jemals am Leben – ein fetter monegassischer Mädchenhändler gewesen.
Doch zurück zu den Tatsachen und der Stadt am Rheinknie: Zlang Zlut, das Basler Duo mit der eigenwilligen Besetzung (im Wesentlichen: Drums & Vocals by Fran Lorkovic; Cello & Moog Taurus by Beat Schneider), hat ihr erstes langes Album (nach einer EP in 2010) veröffentlicht. Darauf: 10 Songs in bester Oldschool-Hardrock-Manier, die von den oben erwähnten Supergroups des Rocks genauso zehren wie von der Frage, was eigentlich ein Cello im Leder-, Hormonüberschuss-, Tattoo- und Nietengeschäft Rock’n’Roll zu suchen hat.
Eine Menge natürlich. Angefangen bei Apocalyptica, dem finnischen Cello-Rock-Quartett, oder gar der Unplugged-Session von Nirvana (mit Cello) in New York hat das klassische Instrument die Rockmusik immer wieder beschäftigt und umgekehrt. Electric Light Orchestra, obwohl keine wirkliche Rockband, setzten Cellos schon in den 70er Jahren ein. Classic meets Rock ist grundsätzlich eine eher schwierige Hochzeit mit fast garantierter Scheidung. Was aber heute zum Beispiel wirklich atemberaubend abgeht, ist die junge chinesisch-amerikanische Metal-Cellistin Tina Guo. Da klimpern die Edelsteine im sitzenden Publikum von allein im Turbotakt.
Und dann doch: Der Bass
Zlang Zlut haben mit «Rock It Down» einen ebenso starken Song und Opener auf der neuen Platte – nicht Metal, sondern Rock. Kraftvoll, straight, groovy und röhrend schlägt sich der Song den Weg durchs Unterholz frei (Videoclip unten). Und zeigt auch schön, dass Fran Lorkovic immer noch ein heisser Rocksänger ist, was er mit den unsterblichen Bon’s Angels (AC/CD-Coverband) schon vor 20 Jahren bewiesen hat. Schon bei diesem ersten Song aber wird das Konzept des Duos erweitert durch einen Bass, der dem Song auch gut tut. Baschi Hausmann (Fucking Beautiful) ist der Mann am Bass, der auf dem Album noch drei weitere Mal für Verstärkung sorgt.
Ohne technische Tricks
Cellist Beat Schneider übernimmt auf dem Album sowohl den Part des Rhythmus- als auch des Sologitarristen bzw. eben -Cellisten und diese Personalunion zeigt natürlich auch ein wenig die Grenzen der Besetzung auf. Vor allem dann, wenn wie bei Zlang Zlut auf technische Tricks und Elektronik verzichtet worden ist (der Moog Taurus ist, soweit das euer Laie und Hausarzt Doktor Fisch verstanden hat, ein analoger Synthesizer, der als Fusspedal bedient wird – Irrtum sehr wohl möglich). Andererseits klingt Schneiders Cello einiges räumlicher und geheimnisvoller als eine 08-15 abgemischte Rockgitarre.
Klassische Mitgröhler auf dem Album sind auch «Let It Go» (wieder mit Bass). und «Danger» (Bass: ja). Balladesk geht es auf «Through Your Hands» zu, im Crossover-Genre zu Hause ist der Song «Pretend», die GlamRock-Nummer liefert «Raptor» und ein ausgewachsenes Lullaby mit nuschelnder Bluesharp (Sämi Schneider) gibt’s zum Schluss der Platte: «Lord Knows».
Der Herr weiss, ob es 2013 ein neues Album von Black Sabbath wirklich braucht und in welchem Stadium des einsetzenden Todes der Rock in der Holzkiste liegt. Die ambitionierte und kraftstrotzende Platte von Zlang Zlut aber zeigt, wieviel Spass und Überraschungsmomente Rockmusik 2013 immer noch bereithalten kann, wenn man erstmal den tierischen Ernst des Genres Hardrock und den Staub, der meterdick auf der Klassischen Musik verrottet, in der Gruft weggesperrt hat.
Die Zwei von Zlang Zlut jedenfalls tragen des toten Rocks Kiste locker über den Hügel. ZZ top, findet:
Doktor Fisch
Zlang Zlut – (Self Titled)
(Czar Of Crickets Records/TBA) ist am 6. Mai 2013 erschienen und im Fachhandel erhältlich.