Last Leaf Down – Fake Lights

Reviews
Last Leaf Down © 2014
Last Leaf Down © 2014

Als «Shoegaze from the woods» bezeichnen Last Leaf Down selbst ihre Musik und das beschreibt die Songs und ihre Stimmung erstaunlich perfekt. Das neue Album zeugt davon.

Album Review

Die vier Jungs aus der ohne Übertreibung wirklich winzig kleinen solothurnischen Gemeinde Beinwil am Passwang (Das Wappen von Beinwil ziert auf wunderbare Weise tatsächlich zwei Knochen und: Beinwil ist nur knapp 4 Km von Navels Entstehungsort Erschwil entfernt) veröffentlichen mit Fake Lights ein beeindruckendes Debütalbum, das man zumindest mit gutem Gewissen nicht mehr bloss «atmosphärisch dicht» nennen kann. Vielmehr ist es Atmosphäre pur, in ihrer absoluten Reinform. Aber Vorsicht! Denn Fake Lights enthält sicher keine Songs zum chillen, Shisha rauchen oder entspannt in der Nase bohren, sondern eine herbstlich kühle Gitarrendusche für echte Genre-Fans (und das sind, wie Last Leaf Downs Facebook-Seite zeigt, schon fast 30 000).

Shoegaze from the woods

Als «Shoegaze from the woods» bezeichnen die Musiker dabei selbst ihre Musik und das beschreibt die Songs und ihre Stimmung erstaunlich perfekt, ist aber vielleicht auch erklärungsbedürftig. Die Musikrichtung Shoegaze entwickelte sich Ende der 80er Jahre in Grossbritannien mit Bands wie The Jesus And Mary Chain, My Bloody Valentine, Lush und Slowdive und ist geprägt von dichten, melodisch mehrstimmigen Gitarrenwänden, die mit Hall-Effekten teilweise extrem verfremdet werden. Die Songs entwickeln so einen sphärischen, fast psychedelischen Sog, der vergleichbar mit der Wirkung elektronischer Ambient-Musik ist.

Nicht Betonkälte, sondern Natur

All diese Elemente finde sich auch bei Last Leaf Down in einer etwas modernisierte, soundmässig etwas aufpolierten Form wieder. Aber auch der zweite Teil der Selbstverortung «from the woods« findet seine Entsprechung auf den 13 Tracks. Denn der Sound der Band ist nicht geprägt von kalter Urbanität oder maroden Industriestädten (wie bei ihren stilistischen Vorgängern aus
England), sondern voll tiefer Naturerfahrung, wie man es sonst am ehesten – wenn auch anders aufgeladen, von Black Metal Bands kennt.
 
Auch die Natur kann kalt sein, aber es ist eine andere Kälte: mit Nebel zwischen den Bäumen und Raureif auf den Wiesen. Und so haben Last Leaf Down den Shoegaze ein bisschen neu erfunden. Atmosphärisch wie ein trüber Sonnenaufgang, aber auch unheimlich wie eine Nacht im Wald.

Weltweit am Start dank Lifeforce Records

Mit dem Leipziger Label Lifeforce Records haben Last Leaf Down dabei einen hervorragenden Partner gefunden. Das schlagkräftige, extrem professionelle Independent-Label hat grossen Anteil am Erfolg international bekannter Metalcore Bands wie Caliban oder War From A Harlots Mouth. Es ist dieser Plattenfirma hoch anzurechnen, dass sie sich mit dem Schweizer Signing in stilistisch ganz andere Bereiche vorwagt.
 
Da beim Shoegaze nicht unbedingt die Varianz und die Experimente im Songwriting im Vordergrund stehen – also alles im positiven Sinne ziemlich ähnlich klingt – sei zum Abschluss die Vorab-Single «The Theme» empfohlen. Wer darauf einsteigen kann, bleibt auch beim Album sicher dabei.

Last Leaf Down – Fake Lights (Cover)
Last Leaf Down – Fake Lights (Cover)

Last Leaf Down - Fake Lights

(Lifeforce Records D/Soulfoud) erscheint am 14. November 2014 in der Schweiz, Deutschland und weiteren europäischen Ländern; am 17. November in England plus Resteuropa und am 25. November 2014 dann schliesslich in den USA (als CD und digital).
 
Last Leaf Down sind:
Danny «Bruno» Dorn (bs), Sascha Jeger (git), Benjamin Schenk (voc, git) und Patrick Hof (dr).
 
Die Band hat bereits zwei Musikvideos für das Album Fake Lights veröffentlicht, «The Theme» (Video of the week) und «Giant»:

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