Kush Karisma & DJ Bazooka – Bruch-brothers: Knochen-brüche verbinden!
Bevor der Basler Rapper Kush Karisma Ende Jahr sein neues Solo-Album herausklopfen wird, gibt’s im Sommer 2016 zuerst mal diese straighte EP mit DJ Bazooka. Noé Herrmann hat reingehört.
Noé Herrmann
Bei dieser Combo des Basler Rap-Altmeisters Kush Karisma (K.W.A.T.) und des DJ-Vizeweltmeisters Bazooka (Bongo Kids) hat man es nicht anders erwarten können: Die gemeinsame EP Bruchbrothers ist ein Brett. Die Platte erfüllt mit Bravur so ziemlich jedes Kriterium, das zur Eroberung eines echten Basler HipHop-Herzens erfüllt werden will: Dicke Beats, dicke Hosen, eine Prise Deepness und natürlich die typische machoid-arrogante Haltung, mit der wir aus unserem derben Rap-Dorf hinaus in die Welt blicken.
Den Feinschliff der Bruchbrothers-EP hat der Basler Produzent Jakebeatz (PW Records) übernommen. Jakebeatz hat dieses Jahr unter anderem schon mit Produktionen für den «Bart der Nation« – also Rapper S-Hot – oder für Jay-Roc von sich reden gemacht.
Alles drin – alles stabil
Anders als S-Hot haben Kush & Bazooka mit ihrer Platte eher auf Altbewährtes gesetzt und weniger auf Zeitgenössisches. Es ist kein Album, das mit aggressiven Punchlines die CH-Rapcharts erobern wird, sondern eines, das sich wie ein weiterer Meilenstein in die massiven Festungsmauern des Basler Rap einfügen wird. Es ist wie im echten Leben: Kush & Bazooka sind keine 20 mehr, sie müssen keine Grenzen mehr austesten – sie setzen lieber auf Stabilität.
HipHop hat einen manchmal nicht ganz definierbaren Rahmen, der von Szene zu Szene, von Stadt zu Stadt unterschiedlich ist. Die grosse Herausforderung als HipHop-Artist ist es daher, sich in seiner musikalischen Hood bis an die unsichtbare Linie zu vorzuwagen, diese aber nicht zu überschreiten. Und genau dies haben Kush und Bazooka mit der Bruchbrothers-EP eingehalten.
Bazooka spielt gekonnt mit Elementen aus Trap, Tropical Beats, 80ies-Synthies und Reggae; Kush spickt seine Lebensweisheiten mit geschicktem Wortwitz, ohne je oberlehrerhaft rumzufuchteln; Jakebeatz macht aus einer dreckigen Rap- eine hochpolierte Pop-Nummer – und die HipHop-Polizei hört kommentarlos mit. Der provokativ-sexistische Punani-Track («Kapriole») ist genauso am Start wie die poetisch verpackte Gesellschafts- und Kapitalismuskritik («Ideologie»), die Liebeserklärung an die eigene Stadt («Härzlich Willkomme») und an die Ferne («Kontinänt»). Man hört die Erfahrung, man hört, dass diese Herren nicht erst seit gestern im HipHop-Geschäft sind.
Alles in allem ist diese EP eben genau dieses stabile Brett, das im totalen Gegensatz steht zum unfallbedingt gebrochenen Unterarm (einerseits) und Wadenbein (andererseits), was Kush & Bazooka bei der Produktion der Tracks zu den titelgebenden Bruchbrothers gemacht hat. Die EP zeigt auch, dass sich das Basler Rap-Game nach rund dreissig Jahren seine ganz eigenen Kriterien erschaffen hat, die es meisterlich zu erfüllen gilt. Kush und Bazooka tun genau das. Aber Brüche mit Konventionen sucht man auf diesem Album vergebens.
Bruchbrothers wird wohl nicht mehr als diese Stadt, die HipHop-Szene, einen erweiterten Freundeskreis und ein paar frische Kids erobern – aber die dafür richtig! Es ist der Beweis dafür, dass es auch auf der sicheren Seite schön sein kann, und, dass es auch für ein anständiges Brett nicht viel mehr als gutes gelagertes Holz braucht.
Kush Karisma & DJ Bazooka – Bruchbrothers EP
ist am 12. August 2016 mit einem Beitrag des RegioSoundCredit des RFV Basel erschienen und für 5 CHF bei igroove erhältlich.