Neo&Neo – Before The Birds Start To Sing

Reviews

Mit ihrem ersten Longplayer Before The Birds Start To Sing suchen Neo&Neo das Weite. Der Sound des Quartetts, dessen Wurzeln in Basel und Zürich liegen, strebt in Richtung sonnige Gefilde und USA. Das Resultat? Elf eingängige Lieder, die aus dem Indie-Folk schöpfen und sich nie von der Schwermut übermannen lassen.

Album Review

«Gebrochenes Herz, kein Job, Krise» – das klingt nach schwieriger Lebensphase, war für Dominik Robin aber vor allem Anlass zur Bandgründung. «So ist Neo&Neo entstanden», sagt er. (In der Anfangszeit noch als Duo). Die Gefühlszustände von einst haben auf der Debüt-EP von 2012 deutliche Spuren hinterlassen, doch das sind Tempi passati. Auch, weil sich das Quartett inzwischen anders formiert hat.

Dominik Robin, Neo & Neo © 2016
Dominik Robin, Neo & Neo © 2016

Songwriting on the road

Für ihren allerersten Longplayer Before The Birds Start To Sing strebten Neo&Neo jetzt zweierlei an: «Gute Melodien und Echtheit». Das von Philippe Laffer (Alterna Recording Studio) produzierte Werk umfasst elf Songs, die auf Teamarbeit fussen, der Mehrstimmigkeit frönen und dem sonnigen Pop selten abgeneigt sind. Dass ein Teil der Lieder auf Reisen entstanden sind, verhehlt man nicht: «Californian Sun», das sich zwischen fröhlichen Gitarrensounds und sehnsüchtigem Gesang ansiedelt, und das wiegende «I Lost My Heart In San Antonia» (Video siehe unten, Regie: Nico Schmied) verinnerlichen das US-amerikanische Lebensgefühl nicht bloss, sondern strahlen es auch deutlich aus.

Und das nicht von ungefähr: Sänger und Songwriter Dominik Robin (bis 2013 war er auch Vorstand und in der Programmgruppe des Jugendkulturfestival Basel, JKF) hat einst ein halbes Jahr in Kalifornien verbracht und ist mehrmals durchs Land gereist: «Die Landschaften, die Weiten, die Gegensätze und die Freundlichkeit der Amis faszinierten mich seit je.» Seine Lyrics zehren davon, aber nicht ausschliesslich. «Ich denke, dass jeder Ort, an dem ich war, und jede Person, die mir wichtig ist, meine Texte beeinflussen», sagt er.

Während es in den Anfangstagen von Neo&Neo in erster Linie darum ging, Musik zu machen, sind unterdessen sowohl die Ziele als auch die Ansprüche gewachsen. Davon zeugen die über 120 absolvierten Gigs (in der Schweiz, aber auch in Deutschland) und die Tatsache, dass man nun beim Hambuger Indie-Label Couch’n’Candle unter Vertrag ist.

Neo & Neo © 2016
Neo & Neo © 2016

Indie-Folk, Balladen, Sixties-Feeling

Neo&Neo sind ambitioniert und stehen auch dazu: Mit dem Album Before The Birds Start To Sing will das Quarett die Leute auch wirklich erreichen, auf Bühnen stehen und im Radio gespielt werden – eine Promoreise von Radio Zürisee über Basilisk bis Rete Tre ist gerade im Gange. «Oder den Basler Pop-Preis gewinnen», so Robin. Die Musik, mit der man diese Vorhaben erreichen will, ist ebenso eingängig wie biegsam.

Zusammen mit Raphael Schneider (e-git), Yannick Schmutz (dr) und Janis Mijnssen (bs/p) fokussiert Dominik Robin (voc/ac-git) auf Indie-Folk, der sich seine Freundlichkeit immer bewahrt und sich von der Schwermut nie übermannen lässt. «Boxes From Holland» erzählt von flüchtenden Waisen, der Last der Welt und einer abhanden gekommenen Liebe; dennoch wirkt das Lied viel mehr hoffnungsvoll denn niedergeschlagen.

Während sich «High Spirits» als stimmige Ballade inklusive eingestreuter Referenzen an The XX aus London entpuppt, ergötzt sich «Hotel Room» an Orgelsounds, aufgetakelten Rhythmen und rumpligem Pomp. Und obschon Neo&Neo eher ein Flair für die frühen Mumford&Sons oder The Tallest Man On Earth besitzen, lässt zumindest dieser Song auch an die Sixties und Procol Harum denken.

Im Vordergrund stehen bei Neo&Neo die durchdachten Arrangements. Diese bilden auf Before The Birds Start To Sing die Grundlage, auf der Dominik Robin und seine Gefährten ihre prächtigen Lieder zum Aalen bringen. Und wie.

Neo & Neo – Before The Birds Start To Sing (Cover)
Neo & Neo – Before The Birds Start To Sing (Cover)

Neo&Neo – Before The Birds Start To Sing

(Couch’n’Candle Records/Broken Silence) ist am 16. September 2016 als CD und digital erschienen.

Play Video