Baum – Kingdom Of The Upright Man: So eindringlich wie kompromisslos
Auf seinem dritten Longplayer Kingdom Of The Upright Man verabschiedet sich Baum von seinem Dasein als Singer-Songwriter. Statt wie bis anhin dem Folk-Pop zu huldigen, bieten seine neuen Songs direkten und raffinierten Rock zum Mitfiebern. Was seinem Sound bestens ansteht, findet der RFV-Kritiker.
Michael Gasser
Deutlicher könnte es Christoph Baumgartner a.k.a. Baum nicht benennen: «I’ve changed», singt er auf dem Opener seines neuen Albums Kingdom Of The Upright Man und zeigt sich nicht nur eindringlich, sondern auch verwandelt: Statt freundlichem Folk-Pop bietet der 49-Jährige nun ebenso kompromisslosen wie direkten Rock. «Ich hatte von meinen Singer-Songwriter-Sachen die Nase voll und es zog mich zur E-Gitarre hin», gesteht der frühere Radio- und TV-Mann im Gespräch.
Wie bereits sein 2011er-Debüt «Music For My Landlord» spielte Baum auch sein neues Werk in New York ein. Dies, weil er ein Stadtmensch sei. «Und nicht zuletzt, weil es dort unzählige Menschen gibt, die eine grosse Liebe zur Musik und zum Musikmachen verspüren.» Im Big Apple habe er seinen Sound rund um die Uhr gelebt, erinnert er sich. Anders als bei seinen ersten beiden Alben sei er dieses Mal mit Band, aber nur anderthalb fertigen Songs in die USA gereist. Was zur Folge hatte, dass er seine Morgen während des rund zweiwöchigen Aufenthalts damit zubrachte, neue Lieder zu schreiben. Lieder, die Baum nur wenige Stunden später ins Studio trug und dort aufzeichnete.
Kopfnicken und Mitfiebern
Die Plattenproduktion habe ganz auf die Energie fokussiert, erläutert der Basler Vollblut-Musiker. «Dementsprechend habe mich während den Aufnahmen nie gefragt, ob dieser oder jener Track die Leute irritieren könnte. Oder ob das Material radiotauglich ist.» Baum ist sich bewusst, dass sein Sound nun nicht mehr zum Verweilen, ruhigen Hinhören und Rotweintrinken animiert. Eher zum Kopfnicken und Mitfiebern.
«Sieben Jahre lang bin ich meist alleine mit meiner akustischen Gitarre auf der Bühne gestanden.» Dieser Gedanke löste den Wunsch nach Veränderung aus. Nun ist der Prozess eingeläutet, aber noch nicht abgeschlossen. Mit Kingdom Of The Upright Man liefert Baum bereits Beeindruckendes.
Mit Ecken und Kanten auf Vinyl gepresst
Die zwölf Songs besitzen Schmackes und sind nie verschämt, sondern selbstbewusst und aufrecht: «Buffalo» beginnt mit nervöser Akustikgitarre, was wie ein Anklang an frühere Releases von Baum anmutet, präsentiert sich jedoch zusehends dichter und mit schneidenden Riffs. Nicht minder atmosphärisch zeigt sich «Man-Made Boxes», das nach gedämpften, aber gleichwohl grossen Gefühlen klingt. Angetrieben von gleich zwei Schlagzeugern und dynamischem Bass wirkt das Lied wie fürs Stadion massgeschneidert. Das zuerst besinnliche «Day 4» hingegen endet mit immer leiser werdenden Synthesizersequenzen und schlägt zwischendurch einen raffinierten Bogen aus zarten Pianoklängen und pressendem Rock.
Bevor der selbstproduzierte Longplayer mit dem schlaftrunkenen Bonustrack «We Wake Up» ausklingt, bekommen die Hörerinnen und Hörer mit der melancholischen und zugleich erhabenen Ballade «New Day» noch ein weiteres Highlight kredenzt. Das Fazit? Ein Album mit Ecken und Kanten, das bewegt und nie kalt lässt. Auch Baum selbst ist mit dem Ergebnis hochzufrieden: «Es gibt nichts, das ich hätte besser machen können. Was natürlich nicht heisst, dass ich das in zwei Jahren auch noch so sehen werde.»
Und eins freut ihn ganz speziell: Kingdom Of the Upright Man ist – als erste seiner Veröffentlichungen – auch als Vinyl-Ausgabe erhältlich.
Baum – Kingdom Of The Upright Man
(Muve Recordings, Musikvertrieb) ist am 15. September 2017 als CD, LP und digital mit einem Beitrag des RegioSoundCredit erschienen.