Mono Mojo – Locomotion: And it’s all good
Da ist einiges in Bewegung im Umfeld des Basler Labels samt Booking-Agentur namens Sixteentimes Music, wo auch die Rocker von Sons Of Morpheus, Echolot (erstes Album), Missling, Tempus Fuckit, Rich Kid Blue und Dick Laurent zuhause sind. News from 16x: Die Post-Rocker von Glaston haben gerade ihr neues Album Inhale/Exhale veröffentlicht, die Psychedelic-Hippies namens Walross ebenso (EP) – und zwei Einzelkämpfer beglücken das Basler Musikschaffen mit versponnenen Innenansichten: Jeremias Johanniskraut und Mono Mojo. Um Letzeren dreht sich hier alles, let’s ride.
Seline Kunz
Mit warmen Gitarrenklängen und einer singenden Mundharmonika stimmt Mono Mojo sein 13 Songs starkes Album Locomotion ein. Eine Ein-Mann-Band, die sich einem Mix aus Blues, Jazz und Punk verschrieben hat. Man kriegt von Anfang weg das Gefühl, mit Mono Mojo auf einer staubigen Veranda eines Hauses in den Südstaaten der USA zu sitzen und ihm dabei zuzuhören, wie er seine Songs ins warme Abendlicht singt, das sich allmählich über die karge Prärie legt. Auf dem Tisch eine Kerze und ein gutes Glas Whisky, das man sich genüsslich zusammen mit der Musik zu Gemüte führt.
In Love with a Whisky
Im jazzig anmutenden «Flowers From The Graveyard» erinnert seine eindringlich-zerbrechliche Stimme mit dem feinen Vibrato an Jeff Buckley auf dessen Album Sketches For My Sweetheart The Drunk. In «Lazy Lady» kommt eine andere Facette von Niklaus Brunners a.k.a. Mono Mojos Stimme zum Vorschein: tief, laid back und klar, als ob Taylor Kirk von Timber Timbre vor einem stehen würde. Rumpelnde Percussion und rasselende Ketten treiben die Lazy Lady vorwärts, Takt für Takt, getragen von melancholischen Mundharmonikamelodien.
Und dann kommt er, der Song namens «Whisky». Seine Stimme klingt hier, wie wenn sie durch ein sehr altes Mikrofon aus den 50er-Jahren, das schon viele, lange Nächte in verrauchten Bars verbracht hat, gesungen würde. So wie unser Mono Mojo, der den Liebeskummer im Whisky ersäuft: «Once I fell in love with a whisky, swear I didn’t know what else to do. Since my baby left me, I’m here on my own, with a glass in my hand I am growing old». Der klanglich beinahe fröhliche und optimistische Song steht im Gegensatz zum Text, und das verleiht dem Song wiederum eine ironische Note – unterstützt auch durch ein Klavier, das zum Ende des Songs einsetzt und fast kabarettistisch anmutet.
On the road durch die Steppe nach Hause
Die Songs klingen erfrischend rauh und authentisch. Mono Mojo spielt live und er spielt frisch von der Leber weg. Da klirrt eine Saite, dort hört man Finger auf dem Griffbrett schleifen – eine Wohltat für unsere, an überproduzierte Alben gewohnten Ohren. Mono Mojo betreibt seit 2011 sein eigenes Tonstudio, seit 2005 ist er in unterschiedlichen Formationen unterwegs. Calling Void zum Beispiel, oder die 70ies-Psych-Rockband Walross. Seit 2013 bespielt er die Bühnen auch als Mono Mojo, mit seinen One-Man-Band-Songs über die Freiheit und die lockende Ferne.
«Sue» ist das Lied des einsamen Arbeiters auf Reisen, der sich nach seiner Liebe sehnt. Mehrstimmig und mit Nachdruck besingt Mono Mojo Sue, deren Bekanntschaft alles verändert hat. Mit «How Long» wird einem dann einen treibenden Up-Tempo-Song um die Ohren gehauen, der klingt wie ein durch die Steppe galoppierendes Pferd, das sich einfach nicht zähmen lässt. Mit rasanten Gitarrenriffs in Delta-Blues-Manier ist der Song, so schnell wie er kommt, auch schon wieder vorüber. «Hometown» hingegen klingt nostalgisch und versöhnlich. Sich an sein Aufwachsen, seine Wurzeln erinnernd singt Mono Mojo: «Sometimes you got to go back to where you came from and don’t try to deny, it’s all good, and oh it feels so good, in my hometown.»
Das runde Gesamtwerk endet mit einem Song am Klavier «Days Before Spring» klingt melancholisch und gleichzeitig im Einklang mit dem Leben, so wie es ist. Es ist okay, so wie es ist, hallt es zwischen den Zeilen, seien wir zufrieden mit dem, was wir haben.
So legt sich dann gefühlt die Dunkelheit über die warme Prärie: Wir blasen die Kerze auf der Veranda aus und gehen nach Hause, und am nächsten Abend kommen wir wieder zusammen, um der Musik zu lauschen.
Mono Mojo – Locomotion
(Sixteentimes Music) ist am 25. November 2017 als CD und digital erschienen.
Mehr zu den neuen Alben von Basler Bands auf dem umtriebigen Label Sixteentimes Music finden man auf der Website mit eigenem Webshop.