Sons Of Morpheus – Nemesis: Götter der Nacht im Overdrive
Nach Studium der Bandbio möchte man nur ungern im Bus der Sons Of Morpheus sitzen. Was die drei Jungs die letzten Jahre an Touren in 17 Ländern (!) abgespult haben: Heilandsack (um mal eine andere Gottheit zu bemühen als die Sons Of Morpheus), muss es stinken da drin!
Olivier Joliat
Nemesis heisst ihr zweites Album und man fragt sich beim Dreizack des Poseidon, was dieser Trias an der griechischen Mythologie so fesselt? Ist die Single «Road To Nowhere» eine Neuinterpretation von Odysseus’ Irrfahrten?
Hören geht über Studieren. Ein kurzes Startgenudel auf dem Gitarrenhals und dann heisst es Highway statt Homer. Die Strassen sind omnipräsent auf dem Album – kein Wunder, wenn die drei Rocker dauernd auf Achse sind. Dort kratzen sie ihre Geschichten vom Asphalt, und dort liegen die Wurzeln des wilden Bluesrock, dem das Trio lustvoll frönt.
Von Jimi Hendrix haben sie gelernt, dass die Strasse zwar gedehnt, aber nicht schnurgerade verlaufen muss. Gerne mäandert Gitarrist Manuel Bissig in Songs wie «Riding the Waves» oder «My Everything» auf Solo-Pfaden. Schraubt er dazu sein Stimmorgan in «Free Soul» von rauen Tiefen in fistelnde Höhen, erinnern SOM auch mal an das belgische Powertrio Triggerfinger.
Doch egal wohin der Bandleader Manuel Bissig gerade driftet: Dank den tiefen Rhythmusfurchen, die seine Mitspieler in den Boden planieren, findet er immer wieder in die Spur.
Sound für das Overdrive-Pedal
Songs wie «Monotone» rollen dagegen schnurgerade wie die alten Stoner-Schrummer der Queens Of The Stone Age mit hübschen Uh-ah-Chörli aus dem Bewusstseins-Off. Anschliessend schmiert die Band in «Amanita Muscaria» komplett ab der Strasse. Der Titel ist übrigens nicht griechisch sondern lateinisch: für Fliegenpilz. Nomen est omen, und so geistert das Trio mit Gedudel, Gerumpel und etwas Gestöhne verloren in der Psychedelic.
Die Spielfreude der Drei ist live ein grosses Plus. Auf Platte wünschte man sich aber ein, zwei Songs mehr bei gleicher Albumlänge. Dagegen freut das SOM-Albumdebüt von Drummer Rudy Kink, den man in Basel von seiner alten Band Dick Laurent kennt und der auch bei Walross am Schlagzeug sitzt. Er harmoniert bestens mit Wahlbasler und Bassist Lukas Kurmann. Was nach fast zwei Jahren auf Tour so wenig verwundert wie die Tatsache, dass die Band weiss, wie man einen ausgedehnten Roadtrip angenehm und abwechslungsreich gestaltet.
Doch birgt das Hören am Steuer durchaus Gefahr. Bist du drin im Sound, drückst du schnell parallel zur Band aufs Overdrive-Pedal – und lernst dann noch ganz andere Götter kennen: die der ewigen Nacht.
Sons of Morpheus – Nemesis
(SOM, Deep Dive Records) erscheint am 31. März 2017 als CD und digital mit einem Beitrag des RegioSoundCredit.