The Universe By Ear – Self-Titled: Frisch, frech und vogelfrei
Auf seinem zweiten Album ohne Titel löst sich das Basler Power-Trio vom Prog-Rock-Begriff und hört in Sachen Musik dieses Mal eher auf den Bauch als auf den Kopf.
Michael Gasser
Im März 2017 veröffentlichten The Universe By Ear ihr gleichnamiges Debüt, zwei Jahre später zeigt sich die Basler Band bereits bereit für das Folgewerk. Warum die Eile? «Wir gehen gerne ins Studio, weil es schlicht Spass macht, die Songs, die sich uns beim emsigen Musizieren jeweils aufdrängen, in polierter Form zu hören – und mit der Welt zu teilen», erklärt Gitarrist Stefan Strittmatter. Zusammen mit Bassist Pascal Grünenfelder und Schlagzeuger Beni Bürgin bildet er das Power-Trio, das durch einen Musikkosmos kurvt, den sie selbst als «Psychedlic Brain Blues» bezeichnen.
Wie das Debüt präsentiert sich auch der Zweitling ohne Titel, womit keineswegs angedeutet werden soll, dass sich bei The Universe By Ear (T.U.B.E.) in den vergangenen zwei Jahren nichts bewegt hätte, im Gegenteil. Laut Strittmatter habe es zu den wichtigen Erkenntnissen des Erstlings gehört, dass selbstverschriebene Grenzenlosigkeit mitunter einengend sein kann. «Deshalb haben wir dieses Mal den Bauch höher gewichtet und den Kopf etwas öfters ausgeschaltet.»
Funkelndes Kaleidoskop mit Garage, Kraut- und Blues-Rock
Kommt hinzu, dass man sich mittlerweile – zumindest offiziell – vom Prog-Rock-Begriff gelöst hat. «Natürlich passen wir mit unseren ungeraden Metren und verschachtelten Formen in die Prog-Schublade. Bloss tummeln sich da so viele uncoole Acts mit Keyboardburgen und Lord-Of-The Rings-Welten», so Strittmatter. Aufgrund der Komplexität des Sounds liesse sich T.U.B.E. vielleicht zu diesem Genre rechnen, aber: «Ich hoffe, wir klingen nicht ganz so clean.»
Es ist nicht zu überhören: Das binnen dreier Tage eingespielte Song-Dutzend wirkt betont freigeistig. Dies mag auf die Prämisse zurückzuführen sein, dass im Studio alles erlaubt war, was den Herren von T.U.B.E. genügend Freude bereitete. Folgerichtig breitet sich auf der Platte ein funkelndes Kaleidoskop unterschiedlicher Sounds an, die beim Garage Rock («Been Here Before»), beim Krautrock («Follow The Echo») oder beim Bluesrock («Bad Boy Boogie») vorbeischauen und sich auch an der Filmmusik («Sand And Dust») versuchen. Das ist frisch, frech und ziemlich vogelfrei.
Album erscheint auf deutschem Label Sireena Records
Die Tracks sind unverändert präzis, erfreuen sich insbesondere an kralliger Gitarrenarbeit und elastischen Rhythmen. Man gönnt sich allerlei bretternde Grooves, neigt zum Ungestümen und ergötzt sich – zu Recht! – immer wieder an fetten Harmonien und stimmungsvollen Stimmüberlagerungen. «Wir haben gemerkt, dass es sehr sinnvoll sein kann, wenn sich einer von uns eine Idee schnappt, sobald sie ein gewisses Level erreicht hat», sagt Strittmatter. «Kompromisse gehen wir dabei allerdings nie ein. Wenn nicht alle begeistert sind, dann stirbt die Idee.»
Diese Haltung tut der Musik nicht nur ausgesprochen gut, sondern sorgt auch dafür, dass diese dynamisch und angriffig agiert. Während die Qualitäten des Debütalbums teils erst nach mehrmaligem Hören zum Tragen kamen, vermag das Folgewerk schnurstracks mitzureissen. Ein Gebot gibt es dabei allerdings: Beim Hören ist laut statt leise gefragt, unbedingt.
Und wie geht weiter mit The Universe By Ear? «Musikalisch lassen wir uns selber überraschen. Und auf der Businessseite haben wir nun ein deutsches Label und Booking und hoffen, im grossen Germanien Fuss zu fassen.»
The Universe By Ear – Self-Titled (II)
(Sireena Records) ist am 4. März 2019 mit einem Beitrag des RegioSoundCredit als LP, CD und digital erschienen und u.a. im Webshop der Band erhältlich.
Plattentaufe
29.03.2019 Basel, Kaserne
Aktuelle Live-Daten auf der Website der Band (Link in der Band-App unten).
CD-Verlosung
Der RFV Basel verlost 2 CDs. Teilnehmen: E-Mail an den RFV Basel. Es wird keine Korrespondenz geführt.