Jakob K. – Your Great Imagination: Zurück zur Begeisterung für die Musik

Reviews
Jakob K. © 2019
Jakob K. © 2019

Nach dem Ende seiner Band Popmonster hatte Jakob Künzel mit einem Burnout zu kämpfen. Viele Jahre lang ging er davon aus, mit dem Kapitel Musik abgeschlossen zu haben. Ende 2019 hat sich der Basler quasi wider Erwarten mit seinem ersten (!) Soloalbum zurückgemeldet – und staunt jetzt über die Reaktionen.

Album Review

Wer um die Jahrtausendwende das Glück hatte, ein Konzert von Popmonster mitzuverfolgen, bekam nicht nur vielschichtige Songs und einprägsame Melodien zu hören, sondern auch eine Band mit dem gewissen Etwas. Doch 2006 brach das Trio um Nadia Leonti und Jakob Künzel auseinander. «Nach 25 Jahren Rockmusik mit über 1 000 Live-Auftritten und dem damit verbundenen ständigen Überlebenskampf hatte ich ein massives Burnout», erinnert sich Jakob Künzel. Mit der Folge, dass sich das frühere Mitglied der Lazy Poker Blues Band lange Zeit nicht mehr vorstellen konnte, jemals wieder Musik zu kreieren.

Die LP als Geschenk an sich selber – die CD für die Promoarbeit
Dementsprechend gross war die Überraschung für alle Musikfans in Basel und sonstwo, als er sich Ende 2019 als Jakob K. mitsamt seinem Solodebüt Your Great Imagination zurückmeldete. Sein Grundgedanke sei es gewesen, eine Platte anzufertigen, die ihn selbst als Jugendlicher – sprich: in den frühen 1970er-Jahren – berührt und begeistert hätte. «Dieses Ansinnen half mir dabei, wieder zu meiner ursprünglichen Musikbegeisterung zurückzufinden und mich gleichzeitig nicht in den vielen musikalischen und technischen Möglichkeiten zu verlieren, die mir mittlerweile zur Verfügung stehen.»

Zunächst war es Künzels Plan, das Album einzig im Vinylformat zu veröffentlichen. Albumlänge und Songreihenfolge sind denn auch mit diesem Ziel vor Augen entstanden. Doch die deutsche Plattenfirma des Künstlers brachte ihn letztlich zur Überzeugung, auch eine CD auf den Markt zu bringen, da eine solche für die Promoarbeit weiterhin unerlässlich sei. «Allerdings ist die CD relativ einfach gehalten und weist dieselbe Laufzeit wie die LP auf», so Künzel. Die LP hingegen habe er sich quasi selbst zum Geschenk gemacht. «Womit es natürlich auch nahelag, Design und Aufmachung exakt so zu halten, wie es mir gefällt.» Es sei ein Schmuckstück geworden, resümiert er.

Jakob Künzel © 2019
Jakob Künzel © 2019

Künzels schier perfektes Popverständnis

Doch noch wichtiger als die Form ist der Inhalt: Die insgesamt zehn Songs zeigen sich geprägt von Neugier, der Lust am Tüfteln und einer wiedererwachten Spielfreude. Das beste Beispiel ist nebst dem Kate-Bush-Cover «Wuthering Heights» vielleicht Künzels Version von «Dancing With The Moonlit Knight» von Genesis. «Ich wollte beweisen, dass dieses Stück als ganz normaler Popsong hervorragend auch ohne jeden Tempo- oder Rhythmuswechsel funktioniert», erklärt Künzel.

Das Experiment ist nicht bloss gelungen, sondern weiss auch zu gefallen – dank Reggae-Einflüssen, wendigem Harmoniegesang und fulminantem Bläsereinsatz. Auch die weiteren Tracks wie der melancholische Opener «Grape», der von Spaziergängen im Park und Gesprächen mit Bäumen erzählt, das eingängige «Something» oder der balladesk-poppige Titelsong vermögen zu verzaubern. Nicht zuletzt mit feinem Timing, durchdachten Arrangements und schier perfekten Popverständnis.

Comeback des Jahres 2019

Seit der Veröffentlichung der Platte sei er unter anderem von Leuten auf diese angesprochen worden, die letztmals vor 30 Jahren ein Konzert von ihm besucht hätten. «Das bestärkt mich darin, dass es entgegen aller Prognosen auch in unserer kurzlebigen Zeit noch möglich ist, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.» Künzel verhehlt allerdings nicht, dass er auch Kritisches zu hören bekommen habe: «Erstaunlich, aber es gibt immer noch Menschen, die ‹Dancing With The Moonlit Knight› als heilige Kuh betrachten und mir aufgrund meines Covers Blasphemie vorgeworfen haben.»

Doch zurück zum Album: Künzel agiert auf diesem sowohl als Produzent als auch als Multiinstrumentalist und Sänger. Seine heisere Stimme mag nicht mit absoluter Durchschlagskraft gesegnet sein, dafür mit viel Gespür und der gebotenen Abgeklärtheit. Diese nutzt Künzel nicht zuletzt dazu, sich bei Bedarf die passende musikalische Unterstützung zu holen – etwa durch die Rhythmussektion der Lovebugs. Das alles mündet in 34 Minuten Musik, die sich durchgängig als reif und ergreifend präsentiert. Mehr noch: Mit dem Album ist Jakob Künzel das Schweizer Comeback des vergangenen Jahres gelungen.

Jakob K. – Your Great Immagination (Cover © Sandrine Chapeaux)
Jakob K. – Your Great Immagination (Cover © Sandrine Chapeaux)

Jakob K. – Your Great Imagination

(Sireena Records / Irascible) ist am 22. November 2019 als LP,  CD und digital erschienen und hier in kompletter Länge hörbar.

In Basel gibt es LP und CD bei:

  • Atlantis Records, Steinenbachgässlein 34, 4051 Basel
  • Bider & Tanner, Aeschenvorstadt 2, 4051 Basel

Live
Konzerte sind in Planung, siehe Website der Band (Band-App unten anklicken).

CD-Verlosung
Der RFV Basel verlost 1 CD von Jakob K. Teilnehmen: Mail den den RFV senden. Es wird keine Korrespondenz geführt.

Bei den Aufnahmen wurde Jakob K. von zahlreichen befreundeten Musikern unterstützt: Co-Produzentin Nadia Leonti (Leonti, voc, key, git), Stefan Strittmatter (The Universe By Ear, git, voc), Florian Senn (Lovebugs, bs), Simon Ramseier (Lovebugs, dr, perc), Cristina Weber (Three Legged Dog, voc), Anna Aaron (voc), Remy Sträuli (Yolk, Yonder Pond, voc), Bodo Maier (Bodo Maier Jazz Quintet, trp), Victor Hege (Error 404 – Band Not Found, euphonium), David Schnee (Kaleidoscope String Quartet, va), Beat Schneider (Zlang Zlut, clo).