Kappa Mountain – Echo Pool: Alles stimmt

Reviews

Auf den ersten Blick zwei sehr unterschiedliche Musiker – auf das erste Hinhören aber viel Spannung und Spiel. Kappa Mountain aus Basel liefern nach ihrer Debut-Single, die seit Ende 2019 auf Spotify rundläuft, nun ihre erste EP ab. Der Soundtrack zum Nichtstun?

Album Review

Um zu wissen, dass Kappa Mountain der höchste Berg auf Yoshis Island in Super Mario ist, braucht es schon Insiderwissen. Um die Musik von Kappa Mountain zu verstehen, braucht es nichts: Das angenehm wehmütige Piano mit dem perfekten und doch so unaufdringlichen Elektro bahnt sich ohne Umwege seinen Weg in die Ohrmuschel. Zeit, abzuheben und sich von dieser Mischung aus wohltuenden Klängen einhüllen zu lassen.

Das Projekt der Basler Musiker und Producer Audio Dope und Matthias Gusset feierte mit der Single «Inheritence» 2019 sein Debüt und überzeugt durch die Kombination von neo-klassischem Piano (Gusset) und vielschichtigem und vor allem zu Ende gedachtem Elektro (Audio Dope). Alles stimmt. Auch das Datum: Am 8. Mai 2020 erscheint ihre erste EP Echo Pool.

Kappa Mountain © Basil Schubert 2020
Kappa Mountain © Basil Schubert 2020

Aus Berechnung und Mechanik entsteht ein dichtes, lebendiges Klangfeld

Audio Dope aka Mischa Nüesch, Informatikstudent und Komponist, kennen wir bereits seit 2015 (oder genauer: 2014 von der damaligen RFV-Democlinic). Seine Debüt-EP Solar wurde schnell von verschiedenen Radiosendern gespielt. Er beherrscht die Tastatur – es ist Technik, die berührt. Matthias Gusset wiederum veröffentlicht auch solo, vor allem Neo-Klassik (zuletzt das Album mit dem Titel 3). Er schreibt die Klaviermusik (und spielt in einigen Basler Bands die Saiteninstrumente).

Kappa Mountain erinnert ein bisschen an Aphex Twin, aber durch die sanften Instrumentals wirkt die Musik sphärisch und viel leichtfüssiger. Das melancholische Piano wird abgemildert – nein, viel eher vervollständigt. Aber genau sagen, was hier passiert, kann ich nicht: Klänge werden synthetisiert, geschichtet und verlieren sich ineinander. Wo einst Berechnung und Mechanik war, entsteht ein dichtes, lebendiges Klangfeld.

Manchmal meine ich auch, eine Querflöte zu hören, die mit dem Piano in Dialog tritt. Die elektronischen Vibes machen das ganze magisch. Es ist leicht, sich auf die Musik einzulassen, abzuschalten, oder in ganz grossen Gedanken zu baden: Es scheint, als könnte Kappa Mountain mit seiner Kombination aus Klavier und Elektro Gedanken und Erinnerung einfangen. Bei «Distant Meadow» (ferne Wiese), kann man die Gräser fast riechen und das Zirpen der Grillen förmlich fühlen. Das unbekümmerte Piano in «Venture» (Risiko) und die synthetischen Klänge ergeben eine Melodie voll Spannung und Spiel – ein vertontes Wagnis.

Kappa Mountain kommt ganz ohne Worte aus und eröffnet damit mehr Wege: Mit Echo Pool lässt es sich träumen, nachdenken, nichts tun, alles hinter sich lassen. Vielleicht sogar die Absurdität der Corona-(Un)Wirklichkeit. 

Kappa Mountain – Echo Pool (Cover)
Kappa Mountain – Echo Pool (Cover)

Kappa Mountain – Echo Pool (EP)

(Radicalis Music & College Music UK) ist am 8. Mai 2020 digital erschienen und hier online.

*Marie Suhm lebt zwischen D (Berlin) und F (Bordeaux), ihr Blog berichtet davon.