Malummí - The Universe Is Black: Alternativrock-Rausch, der bleibt
Mit ihrer knisternden Chemie sind Malummí schon längst auf die Basler Musikszene explodiert. Ihr zweites Album «The Universe Is Black» schlägt einen rockigen Ton an und scheut nicht vor politischen Aussagen und Klangexperimenten. Ein spannungsvolles Alternativrockalbum, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Shannon Hughes
Am Anfang von Malummí stand ein Lied: Leadsängerin Larissa Rapolds Demoversion von «Crossroads» brachte sie mit dem italienischen Gitarristen und Produzenten Giovanni Vicari zusammen. Der Track wurde in Vicaris Schlafzimmer aufgenommen, der Rest ist Musikgeschichte. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Drummer Alon Ben gründeten sie 2018 das Trio Malummí. 2021 erschien ihr Debüt «Blood» via Indiegrösse Irascible, das der Familienliebe und dem Naturwunder gewidmet war. «Seltsam schön und verheissungsvoll» lautete das Fazit von Marie Suhm in ihrem damaligen Review zu «Blood», das Indie-Elektro, Folk und Bossa Nova vereinte. Der Verheissung ihres ersten Releases sind Malummí definitiv nachgekommen: 500 Tage nach dem Release gaben Malummí im Sommer 2023 drei Unplugged-Versionen von Songs des ersten Albums heraus. Die zarte Version von «Birds + Fishes» läuft seither bei mir auf Dauerschleife.
Schritte zum Alternativrock
Nun überzeugt ihr neues Werk «The Universe Is Black» mit härteren Tönen. Die Feinfühligkeit der Texte und Experimentierlust der Band bleiben auf dem Album aber erhalten. Besonders die Stimme von Larissa nimmt eine prägnante Rolle ein, etwa mit einer Spoken Word Performance im Track «Mother» oder total verzerrt im letzten Song «Diver». Die Soundverschiebung zum Alternativrock beschreibt Larissa Rapold im Interview als «natürliche Weiterentwicklung» für Malummí. Laut Giovanni Vicari ist der bereits rock-gefärbte Livesound von Malummí nun in die Aufnahmen geflossen. Einig waren sich beide während des Aufnahmeprozesses, dass ihr zweites Album «direkter» klingen sollte. Entstanden ist dabei ein vielschichtiger und zielgerichteter Sound mit wichtigen Ansagen.
BIPoc Rock Gehör verschaffen
Der Titeltrack des Albums, «The Universe Is Black» handelt von strukturellem Rassismus, der direkt benannt wird:
«Does my skin tend to tell you I’m different
Even if you know I’m not»
Wie ein Mantra wird die Zeile wiederholt, während die Spannung durch den Gitarrenriff immer weiter steigt. Die Frage nach der Sichtbarkeit von BIPoc (Schwarze, Indigene und People of Colour) in der männlich-weiss geprägten Musiklandschaft beschäftigt die Band. Insbesondere im Alternativrockbereich fehlt es an Diversität. So hofft Larissa, dass der Song Menschen erreicht, die ihn hören wollen und müssen: «Damit sie wissen, dass sie nicht allein sind und jemand anderes diese Frage auch stellt.»
Musikalischer Beziehungskosmos
Beziehungen bilden das Hauptthema von «The Universe Is Black» - mit sich selbst oder anderen, platonische oder romantische. Der bisher wohl lauteste Track von Malummí «There Is No Thing» rechnet mit einer Beziehung ab. Bei dieser Hymne ist Headbangen von Beginn an angesagt, da die Gitarre einen reissenden Teppich legt. Energisch, stampfend und wütend ist «There Is No Thing» - hier wird richtig losgelassen. Wilde Gitarren und donnernde Drums machen den Aufbau und lässt die Schlüsselphrase «I’m so over you» glänzen. Den besonderen Hauch Punk verleihen Rapolds Schreie dem Song. Katharsis ist garantiert.
Euphorie in Bildern
Mit dem treibenden Track «Bones» beginnt das Album. Die Verträumtheit des Folks der 70er und die Coolness des Grunges der 90er kommen zum ultimativen Feelgood Track zusammen. Eine Art sonischer Befreiungsschlag, der das Album mit sonnig-morbiden Bildsprache perfekt einleitet:
«If I could I would bury my bones here
I feel so good I could stay happy all my life»
Für Malummí haben starke Bilder eine besondere Bedeutung, da Larissa auch eine Begabung fürs Malen und Videomachen hat. So entstand in Zusammenarbeit mit der Filmemacherin Jana Jenarin das verzaubernde Video zu «Bones». Es ist, als tauche man beim Zusehen in eine warme Parallelwelt, in der Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen. Musik und Bild ziehen Zuschauer*innen in einen Bann, aus dem Mensch nicht ausbrechen möchte. Was bleibt ist, sich alles noch einmal anzuhören.
Malummí - «The Universe is Black»
Das Album erscheint am 17. November 2023 bei Irascible Records. Unterstützt wurde die Platte durch den RegioSoundCredit 2023/1.
Verlosung
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Live
Malummí
Beiträge
8 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2024
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tour | 2024
8 500 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2023
2 000 CHF | Soundclinic Herbst | 2020
«FRIDA - Hört hin» Podcast
Larissa Rapold und Giovanni Vicari haben mit Shannon Hughes ein Gespräch für den Musikpodcast «FRIDA Hört Hin» geführt. Der Podcast und der zugehörige Artikel sind am 3. November 2023 beim FRIDA Magazin erschienen. FRIDA ist eine spartenübergreifende online Kulturplattform zum Kulturgeschehen in der Schweiz.
About Shannon Hughes
Shannon Hughes ist Kulturjournalistin und Podcasterin aus Basel. Musik begleitet sie seit 1998, sie kennt aber Tracks, die früher erschienen sind. Shannon ist Musikredakteurin beim Aarauer Radio Kanal K, schreibt und podcastet bei FRIDA über die Schweizer Musikszene und leitet das Nachwuchsbandfestival bandXnordwest. In ihrer Freizeit ko-moderiert sie den feministischen Kulturpodcast FINTA*view und DJt ab und zu.