Yero Richard – eine poetische Hommage ans Lieben und Loslassen
Der Singer und Songwriter Yero Richard erzählt mit seiner neuen Single „7 Years“ eine Geschichte von den Wirren zwischen Lieben und Loslassen zu Ende und taucht dabei tief in die eigene Familiengeschichte ein. Das ist unweigerlich mit Schmerz und komplizierten Gefühlen verbunden. Trotzdem ist der poetische Sound konsequent harmonisch und bildet den Runden Schluss der Story, die seine vorangegangenen Singles erzählen.
Marie Suhm
Inspiriert durch finnische Poesie und Frank Oceans Songwriting Methode hat sich der gebürtige Finne Yero Richard seinen eigenen Zugang zur Musik geschaffen: Der studierte Jazzmusiker begann, Text- und Musikkomposition stark zu trennen. Erst der Text, dann die Musik. Wo er anfangs parallel an beiden Elementen gearbeitet hatte, versenkte er sich nun zuerst komplett ins Schreiben. Das veränderte auch seinen Bezug zum Komponieren – jeder Ton verfolgte ein Ziel, war sinnhaft, Zufälle gab es nicht mehr. Der rote Faden eines Songs sollte weit mehr sein als ein musikalisches Band, das Sound und Message verbindet. Das klingt nach einem komplexen Arbeitsprozess, hört sich aber in „Lush n‘ Alive“, „Our Ship“ und „7 Years“ ganz organisch an.
Richard, der alle Songs selbst geschrieben, arrangiert und aufgenommen hat, schafft eine musikalische Poesie, die zwischen komplexen Gefühlen oszilliert, aber der das Ohr ganz ohne Mühe folgen kann.
In seinen Singles spielt Richard mit Genres, gezielt flechtet er Soul, Pop, Jazz-Elemente ein
Seine erste Single «Lush n‘ Alive» handelt von frischer Liebe. Richard vergleicht sie mit einer Blume, betäubend und erregend zugleich. Genauso wie die Blume wächst, sich entwickelt und blüht, entfaltet sich auch dieser Liebessong, der sich irgendwo zwischen Pop und Soul bewegt. Im kurzen Intro wird ein Vocalising-Part von entspannten Beats begleitet, bevor Richard übernimmt. Ähnlich einer Ballade singt und erzählt er. Der rhythmische Sound der Beats untermalt Richards Storytelling und Begleitung – es entsteht ein Dialog zwischen ihm und den immer wieder eingeflochtenen Parts einer Frauenstimme (Céline Huber Anm. d. Redaktion). Sie verschlingen sich ineinander, regieren den Song, treten wieder in den Hintergrund. Wie ein Strom bleibt der Vocalising-Part aus dem Intro präsent, trägt die Stimmen, schmiegt sich in den Beat.
«Our Ship» ist als Fortsetzung von „Lush n‘ Alive“ gedacht – melancholische Gitarrenakkorde im Intro, Richards sanfte, ferne Stimme vom Sound getragen, fügt sich in diesen verträumten Klangkosmos hinein. Die feine Melodie und die zarten Vocals interpretieren das Thema des Herzschmerzes und füllen es mit Bedeutung. Wie Flut und Ebbe wechseln sich Melodie und diffusere, eher sphärische Passagen ab. Die Vocals überlagern sich, verlieren sich im Sound. Alles verschwimmt, es bleibt ein Strudel der Emotion und Erinnerung.
«Keys» erzählt die Geschichte weiter: Auf Herzschmerz folgt Akzeptanz. Munter ist der Sound der Singer-Songwriter-Mundharmonika, die im Intro dominiert und dem Song einen besonderen Touch verleiht. Ist es Country? Erinnert es an Bob Dylan? «Keys» kann sich nicht für ein Genre entscheiden.
Yero Richard - Keys
Yero Richards frischer Release «7 Years» bildet den Abschluss dieses Single-Zyklus, treffenderweise geht es um Abschied und ums Verblassen von Vergangenem. Der Sound erinnert etwas an die softe Popmusik von Oscar Anton. Inspiriert wurde Richard durch ein emotionales Gespräch über seine Grossmutter mit seinem Vater – der Text ist aus seiner Perspektive geschrieben. Die Grauzone des Schwindens von Erinnerung und spiegelt sich in der musikalischen Komposition aus elektronischen Elementen, Drums und übereinander gelagerten Vocals.
Yero Richards Singles fangen scheinbar ohne große Mühe Kreisläufe eines Lebens ein. Man lauscht ihnen gern.
Yero Richard - Singlezyklus
Die 4 Singles wurden in den letzten 3 Jahren digital released. Unterstützt wurden sie durch den Regio Sound Credit 2019
Yero Richard
Beiträge
4 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2019
About Marie Suhm
Marie Suhm (*1996) lebt, studiert und arbeitet in Berlin. Schon immer ist sie musikbegeistert: Früh wurden Rocko Schamoni Alben auswendig gelernt und mitgeträllert, CDs von mongolischen Obertonsängern gekauft, Peter Fox Konzerte gefeiert und bei Marina and The Diamonds Teenie-Gefühle gelebt. Zuletzt folgten Miel de Montagne, Kaytranada und Anna Erhard in Berlin. Geliebt wird, was Humor beweist, gute Laune macht, aneckt und ins Ohr geht.