Moonpools – Hide And Seek: Die Magie von Shoegaze

Als würden Moonpools mit Magie hantieren, verändern sie mit ihrer neuen EP unser Verständnis von Zeit. Nur wenig mehr als 20 Minuten dauert «Hide And Seek», die fünf Lieder fühlen sich aber auf positive Weise länger an. Das liegt an den ausgiebigen Instrumentalpassagen, den im Hall versinkenden Melodien und der Liebe für den Shoegaze.

Die fünfköpfige Gruppe aus Basel zeigt sich zugänglich, verletzlich und von emotionaler Seite. «Forget» eröffnet die Veröffentlichung mit einem satten Klanggewand, das dich von allen Seiten umgarnt und den Raum mit Wellen und Vibes füllt. Inspiriert von Bands wie My Bloody Valentine, Ruby Haunt oder Slowdive, fühlen sie die Lieder auf zauberhafte Weise modern und angenehm nostalgisch zugleich an.

Der Synthesizer und die Gitarre vermengen sich in der Produktion von «Hide And Seek», das Schlagzeug und der Bass formen zusammen das stabile Gefäss für die sehnsüchtige und stellenweise wuchtige Musik von Moonpools. Geleitet von der Sängerin/Gitarristin Marcie Nyffeler findet die Band in jedem der fünf Lieder einen faszinierenden Weg zwischen hypnotischer Repetition und Leitkraft – «Say Anything» ist betörend laut und dringlich.

Das ist auf «Hide And Seek» aber nicht immer so, mit dem Song «Someday» verzichtet die Band auf elektrische Gitarren und zelebriert die Reduktion. Das Resultat ist Indie-Pop, der an den Karriereanfang von Moonpools zurückerinnert, aber formvollendeter ist. 2019 erschien mit «Turbulent Times» die erste EP der Gruppe und war eine Suche zwischen Jazz und Dreampop, mit mehr Sicherheit in der Lautstärke als der Intimität.

Bereits 2022 hatte sich dies auf der zweiten Veröffentlichung «Damaged Goods» gewandelt und Moonpools veredeln ihre Stücke mit ausgiebigen Gitarrenpassagen des Shoegazes. In den Momenten zeigte sich die Energie, welche in der Besetzung aus Jasper Nyffeler (Drums), Francesco Vona (Synths), Matthias Gusset (Gitarre) und David Blum (Bass) steckt. Letztere beiden stiessen 2017 dazu, ein Jahr nach der Gründung, die nach dem Ende von The On No’s für neue Möglichkeiten gesorgt hat.

Seither sind Moonpools mit abwechslungsreichen Liedern und emotional treffenden Inhalten unterwegs. Eine Reise, die im Klangbild das Träumen mit realen Schwierigkeiten und Sorgen zusammenbringen. Dank der schönen Stimme von Nyffeler können uns die Probleme bei «Hide And Seek» nichts anhaben, wir werden gemeinsam mit den Musiker:innen von den Soundwellen davongetragen.

Bis zur Urkraft am Schluss von «See-Through», bis zur nächsten Begegnung. Die Zeit dehnt sich aus, die Wunden werden geschlossen und Basel ist der Alternative-Szene in den UK ein Stück näher gerückt.

Michael Bohli lebt in Zofingen und ist gelernter Zeichner im Bereich Architektur. Die Liebe zur Musik wurde ihm in die Wiege gelegt, bis heute lodert das Feuer. Über seine Leidenschaft zur Kultur schreibt er seit längerer Zeit, etwa von 2015 bis 2022 für das Musikmagazin ARTNOIR und seit 2023 mit seinem eigenen Kulturmagazin Phosphor.

Zentral ist die Suche nach interessanten, ungewohnten Klängen, fesselnden Personen und Horizonterweiterungen.