Sons of Morpheus - Fruits: ein psychedelisch astronomischer Trip

Reviews
Sons of Morpheus © Marco von Allmen
Sons of Morpheus © Marco von Allmen

Die «Sons of Morpheus» bieten auf ihrem neusten Album «Fruits» eine wilde kosmische Reise in einem rostigen, verwitterten Spaceshuttle Baujahr 1973, an dessen blinden Bullaugen bunte, endlose Galaxien vorbeiwabern.

Album Review

In den zehn Jahren, die vergangen sind, seit aus dem Mundart-Projekt Rozbub das Stoner-Psychedelic Rock-Projekt hervorgegangen ist, hat sich einiges getan bei den Sons of Morpheus. Der ursprüngliche Bluesrock des Trios hat sich um einige Härtegrade gesteigert und wurde mit jedem der bisherigen drei Alben düsterer und ausgefeilter. Und inzwischen hat sich der Sound nun trotz einiger Besetzungswechsel (aktuell Pablo Jucker (g & v), Rudy Kink (dr) und Lukas Kurmann (b)) zu einer eigenständigen, lauten und eindringlichen Mischung aus psychedelischem Stoner-Rock mit eingängigen Melodien (hello Hooklines!) einerseits und jazzigem, gefühlt improvisierten Gitarren andererseits, gepaart mit virtuosen, extensiven Soli und noisigem Retro-Sound entwickelt.

Weit weg von Fahrstuhlmusik

Fruits ist das vierte Album der Sons of Morpheus und liebe Leute: was für ein Trip! Diese Scheibe schmeisst einem Plot Twists am Laufband um die Ohren, verzwirbelt die Hirnwindungen und hält das Trommelfell gehörig auf Trab!

Wir trudeln in einem rostigen, verwitterten Spaceshuttle von 1973 durch Raum und Zeit, an den blinden Bullaugen wirbelt und schleudert das von bunten Galaxien durchzogene Universum vorbei. Zwischendurch nimmt unsere kosmische Rostlaube an Fahrt auf und zischt zielstrebig durch einen Kometenschwarm, so dass wir schon fast bequem zurücklehnen wollen, dann nämlich, wenn die Söhne ihren gradlinigen Rock’n’Roll-Rucksack anziehen und einen ohrwurmigen Rocksong raushauen. Das können sie nämlich genauso gut, wie auf einem wobbligen psychedelischen Teppich in Spiralen durchs All zu trudeln.

Pink Floyd knutscht im Laderaum innig mit Zeppelin rum, während Jimi Hendrix im Cockpit ausdauernd die Saiten bearbeitet. Ganz schön lärmig und laut geht’s hier zu und her, weiter weg von Fahrstuhlmusik kann man fast nicht sein.

Abschätziger Blick des 14:33-minütigen Monster

Ein erstes Indiz auf die kommende astronomische Reise ist die Länge der Songs: die Vierminüter sind hier klar eine Minderheit, wir haben einen Kandidaten mit 10 Minuten, der aber vom Spitzenreiter mit 14:33 nur einen abschätzigen Blick abbekommt.

«Running» ist der kürzeste Song der Scheibe und definitiv der straighteste. Hier gibt’s kein Geschwurbel, keine Spiralen, keine Umwege, Hard Rock mit Hintergrunddröhnen. Sehr fein – und coole, unerwartete Drums beim Chorus!

«Hello Stranger» ist das 14:33-minütige Monster, das direkt an «Running» anschliesst und gegenteiliger fast nicht sein könnte. Schleppend, schwer und träge nimmt das Opus Magnus des Trios nur sehr langsam Fahrt auf und lässt ganz viel Zeit und Raum für schrammelde, wummernde und schwirrende Gitarrenexkursionen. Ein fast schon epischer, gewaltiger Chorus wird uns mit harmonisierenden Stimmen um die Ohren gehauen, dann gibt’s noch mehr Gitarrengewirbel. Eigentlich ist man dann schon in der Hälfte des Songs angekommen, aber Gnade gibt’s bei der Morpheus’schen Nachkommenschaft nicht – wir kriegen das Ganze nochmals mit doppelter Wucht auf die Rübe! Danke dafür!

Reise durch die Weiten der Universums

Erst voll der schwere Stoner-Kracher, driftet «End» ganz bald in softere, kontemplativere Gefilde ab und ist der perfekte melancholische, leicht dramatische Abschluss für unsere Reise durch die Weiten des Universums. Wahrscheinlich mein liebster Song des Albums, weil er so schön ausgewogen, rund komponiert (wunderbarer Übergang vom Solo zum letzten Chorus), elegant schlicht und auf den Punkt ist. Besonders das schnörkellose Ende hat einen grossartigen Effekt, nachdem in den anderen Songs nicht an Spiralen, Soundwalls und atmosphärischen Parts gespart wurde.

Man könnte sich die provokante Frage stellen, ob den ganz langen Songs wie «Hello Stranger» und «Braindead» nicht vielleicht auch die eine oder andere Kürzung gutgetan hätte – aber das ist müssig. Denn der Effekt, sich komplett in einem Song verlieren zu können, wäre zunichte und hey, man muss sich auch mal auf eine etwas längere Reise durch die Galaxie einstellen, wer weiss, was man dabei alles noch so entdecken kann.

Sons of Morpheus - Fruits, 2024
Sons of Morpheus - Fruits, 2024

Sons of Morpheus - Fruits
Das Album ist am 15. März 2024 bei Sixteentimes Music erschienen. Zu kaufen im Shop und hörbar auf allen bekannten Plattformen. Unterstützt wurde die Platte durch den RegioSoundCredit 2023/2.

Vinyl Verlosung
Die Verlosung ist abgeschlossen

Live

  • 15.3.24 Hirscheneck, Basel - Plattentaufe
  • 16.3.24 Gaswerk, Winterthur
  • 12.4.24 Neue Zukunft, Berlin DE
  • 13.4.24 Zauberberg, Passau DE
  • 9.5.24 Sas, Delemont
  • 10.5.24 Les Caves Du Manoir, Martigny

 

Sons Of Morpheus

Sons of Morpheus 2023 (c) Marco von Allmen
Sons of Morpheus 2023 (c) Marco von Allmen
28/02/2024

Beiträge
3 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger, Musikvideo | 2023
3 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2019
2 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2018
2 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2017
5 000 CHF | RegioSoundCredit Tonträger | 2016
6 000 CHF | RegioSoundCredit Tournee | 2016

Blues / Indie / Rock / 2016 / 2017 / 2018 / 2019 / 2023

About Lucy Werlen

Lucy ist seit über 15 Jahren in der Schweizer Musikszene unterwegs, sei es als Vokalistin bei verschiedenen Metal-Projekten oder hinter den Kulissen bei Events, Vereinen und Verbänden.