Historische Chance: Ja zur Trinkgeld-initiative am 29.11.!

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RFV-Präsident Tobi Gees im Interview mit Prime News Basel: Die Volksabstimmung vom 29. November 2020 entscheidet über ein altes Anliegen der eher jungen und junggebliebenen Szenen zwischen Pop-, Jugend-, Club-, Alternativ und Subkultur – ein höherer Anteil am Basler Kulturbudget nämlich. Die Corona-Krise akzentuiert das Problem des Ungleichgewichts noch mehr.

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Am 29. November kommt die Trinkgeldinitiative in Basel-Stadt zur Abstimmung. Worum geht es? Um Gerechtigkeit und ums Überleben, das wäre die Verknappung. Die etwas ausführliche Version:

Es geht um 5 % des Basler Kulturbudgets für die unter Alternativkultur subsumierten Kulturszenen des Stadtkantons – dies ist ganz einfach die Forderung des Komitees Kulturstadt Jetzt und seiner Träger*innen (wie etwa dem RFV Basel), über die an der Urne entschieden wird.

Bisher sind es rund 2,5 %. Es geht also darum, der Alternativkultur einen Zwanzigstel statt eines Vierzigstels des jährliche Kulturbudets des Kantons zu sichern – ohne dass in anderen Bereichen der (etablierten) Kultur Streichungen nötig werden. Ein Verteilschlüssel, wer am Ende bei Annahme der Initiative wie viel genau von den 5 % erhält, ist in der nicht ausformulierten Initiative von Kulturstadt Jetzt nicht festgeschrieben. Dies gilt es gemeinsam zu erarbeiten, wenn das Ja wie erhofft zustandekommt.

«Während die etablierte Kultur vom wachsenden Kulturbudget des Kantons profitieren konnten, sind die Beiträge an die Alternativkultur im Verhältnis sogar kleiner geworden», schreibt das Initiativkomitee Kulturstadt Jetzt und hat recht.

Tobias Gees © Samuel Bramley 2020
Tobias Gees © Samuel Bramley 2020

«Dass wir mit diesem Anliegen vors Volk kommen, ist eine historische Chance» Tobias Gees

RFV-Präsident Tobi Gees aka Johny Holiday hat Prime News im Interview die Dringlichkeit des Anliegens nochmals verdeutlichen und offene Fragen beantworten können. Auszüge daraus gibt es hier – das ganze Interview bei Prime News hinter der Paywall.

Frage: 2020 wurde von der Covid-Pan­demie dominiert. Ist das eine Gefahr oder Chance für die Trinkgeld­initiative?
Tobi Gees: Corona, der US-Wahlkampf, die Basler Wahlen – dass derzeit sehr viel los ist, macht es für uns schwierig, in den Wahlkampfmodus zu schalten. Aber Covid gibt uns auch die Möglichkeit, den Finger direkt in die Wunde zu legen: Die meisten Vertreter der Alternativkultur mussten immer schon kämpfen. Nun geht es ums nackte Überleben.». 

Stehen also Existenzen im Kultur­bereich auf dem Spiel, wenn die Initiative abgelehnt wird?
Viele Menschen im alternativen Kulturbereich haben nebenbei noch einen Brotjob und machen aus Leidenschaft Musik und Kunst. Diese Kreativität wird auf jeden Fall weiterleben – Corona hin oder her. Aber wenn unser Stück vom Kuchen grösser wäre, können wir befreiter und mit mehr Sicherheiten arbeiten. (...) Die Hochkultur hat in den letzten Jahren enorm profitiert, mehr Geld bekommen, aber wir sind aussen vor geblieben.

Wie sollen die fünf Prozent zustande kommen? Wollt ihr der Hochkultur Gelder wegnehmen oder soll das ordentliche Budget in Krisen­zeiten erhöht werden?
Wir wollen niemandem Geld wegnehmen, das Budget müsste erhöht werden. Wenn man aber beobachtet, wie die Budgets von anderen Kulturbetrieben regelmässig um zig Millionen erhöht werden, dann sollte dieser «kleine Beitrag» für die Alternativkultur geleistet werden. 

Und wie stehen die Vertreter der Hochkultur der Initiative gegenüber?
Natürlich will niemand auf seine Pfründe verzichten, aber ich kenne niemanden aus der Hochkultur, der sich dezidiert gegen unseren Vorstoss ausspricht.

Kann man überhaupt noch von Alternativ­kultur sprechen?
Der Begriff Popkultur wäre treffender. Die Strukturen in der Basler Musikszene haben sich zudem extrem professionalisiert, beim RFV legen wir einen grossen Fokus auf die Business-Strukturen im Hintergrund. Die Vorstellung, dass in der Alternativkultur alles wild und unorganisiert sei, entspricht schon lange nicht mehr der Realität. Wir haben vorgelegt – nun muss die Politik nachziehen.

Die Fragen stellt Luca Thoma, © Prime News, 18. November 2020

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Die Geschichte der Trinkgeldinitiative

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