Eine Italo-Deutschschweizerin springt übern Röschtigraben
Resonate TranshelvetiQ heisst das neu konzipierte Popfördergefäss des RFV Basel in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partner*innen. Die erste Gewinnerin heisst KimBo. Die Basler Rapperin mit Zürcher und Tessiner Wurzeln wird im Sommer eine Residency in der Romandie am Neuenburgersee antreten.
Doktor Fisch
Aus dem Live-Fördertool Resonate (2018–2020) ist im Winter das neue Pilot-Förderprojekt Resonate TranshelvetiQ hervorgegangen. Der RFV Basel setzt dabei mit seinen Westschweizer und weiteren Partner*innen auch auf die popkulturelle Überwindung des Röschtigrabens, der in der Musikszene nach vielen Versuchen der Zuschüttung trotzdem immer noch spürbar ist.
Die Wahlbasler Rapperin KimBo bezeichnet sich selber als «Italodeutschschweizerin, die die ganze Schweiz zum Tanzen bringen» möchte, um damit «Brücken zwischen den Schweizer Sprachregionen» zu bauen. Die Musikerin weiss, wovon sie redet, auch geographisch: Sie ist in Zürich geboren, im Tessin aufgewachsen und lebt seit einigen Jahren in Basel und aktuell in Riehen.
KimBo ist nun von der fünfköpfigen Fachjury zur ersten Gewinner*in von Resonate TranshelvetiQ bestimmt worden. Mitte Juni kommen Kim Bollag aka KimBo und ihr Live-Team in Yverdon im Club L'Amalgame in den Genuss einer dreitägigen Residency samt öffentlichem Abschlusskonzert am 17. oder 18. Juni – so Corona will.
Residency: In Ruhe arbeiten – und die Westschweizer Musikszene kennenlernen
KimBo setzt die Akzente der Residency vor allem auf die Verbesserung ihrer Live-Shows samt Choreographien und die Reflektion über Animation und Moderation auf der Bühne, wie sie selber sagt.
Als Rapperin setzt sie musikalisch auch auf das sehr tanzaffine Genre Reggaeton (unten das Musikvideo zu «Scho No Geil») und performt ihre Tracks gemeinsam mit Tänzer*innen. Den Rap- und den Reggaeton-Block ihrer Live-Performance wird sie nun in der Residency in Ruhe und fokussiert mit einer*einem Coach*in vertiefen können.
Die Kosten für Reise, Unterkunft, Verpflegung und Coach*in werden übernommen. KimBo und ihre Crew erhalten zudem ein pauschales Honorar von total 3 000 CHF.
Die Partner*innen des Pilotprojekts Resonate TranshelvetiQ werden in Yverdon auch für das Kennenlernen der dortigen Musikszene besorgt sein. So sollen Kontakte zwischen Musiker*innen, Bands, Popförderinstitutionen, Labels und Clubs geschaffen und vertieft werden.
Wie eine Residency im Rahmen des Pilotprojekts TranshelvetiQ aussehen kann, haben zwei Westschweizer Musikerinnen bereits im Februar in der Kaserne Basel gezeigt. Der RFV Basel mit dem Bericht aus der Residency unter Corona-Bedingungen.
Debütalbum Pangolin: Rap abseits von Wohlfühl-Pop
KimBo beschreibt im Jahresbericht des RFV Basel als eine von sieben Musikschaffenden ihr Corona-Krisenjahr 2020 (direkter Download Jahresbericht). Ende 2020 hat sie zudem ihr erstes Solo-Album Pangolin bei NoHook Records veröffentlicht, 2018 die RFV-DemoClinic gewonnen, 2020 mit «Scho No Geil» den besten Club Track bei Radio GDS abgeliefert und 2019 am offiziellen Song zum Schweizer Frauen*streiktag mitgewirkt. Sie ist also – kulinarisch gesprochen – nach Züri Gschnätzeltem mit Polenta und Läckerli zum Dessert mehr als bereit für den Sprung über den Röschtigraben und – der Sommer kommt und das Wort «Abkühlung» klingt plötzlich verlockend – zum Bad in den Neuenburgersee.
Der RFV Basel und seine Partner*innen freuen sich mit der ersten Preisträger*in von Resonate TranshelvetiQ und ist guten Mutes, dass die abklingende Pandemie alle geplanten Termine samt Abschlusskonzert in Yverdon-les-Bains zulassen wird.
Die transhelvetische Fachjury
Sandro Bernasconi von der Kaserne Basel und Polyfon Festival, Marcel Bieri vom B-Sides Festival und Say Hi!, Mia Rafaela Dieu von Zeal & Ardor und Alyosha, Mathias Kerninon vom L'Amalgame Yverdon und, von der Fondation CMA Nyon, Albane Schlechten.
Resonate TranshelvetiQ ist vom RFV Basel zusammen mit der Westschweizer Popförderinstitution Fondation CMA, dem Club L'Amalgame, der Kaserne Basel und dem Netzwerk Say Hi! entwickelt worden. Mehr dazu im Beschrieb des Fördergefässes.