Leaden Fumes – Kanashibari: von Metall festgehalten
Kanashibari ist nämlich der japanische Begriff für Schlaflähmung (sleep paralysis) und wird passenderweise wörtlich mit «von Metall festgehalten, gebunden» übersetzt. Auf den persönlichen Erfahrungen eines Bandmitgliedes basierend passt dieser Begriff aber auch perfekt zu der Grundstimmung des Doom Stoner Werkes.
Luise Werlen
Beim Albumtitel des zweiten Longplayers der Basler Band Leaden Fumes hat man spontan Assoziationen zu indisch beeinflusstem Folkrock – doch weit gefehlt, so klingt nur der instrumentale Einspieler gleichen Namens von nur einer guten Minute Länge in der Mitte des Albums! Aber zurück zum eigentlichen Sound: schleppend und tonnenschwer sind die Riffs, dröhnend der Bass und die Gitarren, röhrend die Stimme und dumpf und erschütternd die Drums – teilweise raubt einem der Sound den Atem, genauso wie der namensgebende Dämon.
Aus einem Guss, aber alles andere als eintönig.
Dass dieses zwar erst die zweite Platte der Formation, jedoch längst kein Frühwerk der einzelnen Bandmitglieder ist, hört man vom ersten Ton an. Doom wird hier geatmet und gelebt, fliesst in bleierner, dickflüssiger Schwere durch die sieben Songs. Das Album ist aber trotz der einheitlichen Handschrift, das es aus einem Guss erscheinen lässt, alles andere als eintönig und langweilig. Mal wird es leise und melodisch, fast zart in gewissen Passagen, dann hämmernd und treibend, bevor das Trio wieder zum dröhnenden Grundsound zurückkehrt. Man glaubt fast etwas Pink Floyd rauszuhören, wenn es nachdenklicher und melodischer wird, aber dann haut der Doom wieder so richtig rein.
Interessante Nuancen im Soundwald
Leaden Fumes nehmen sich selbst nicht so ganz ernst und das ist unheimlich sympathisch. Man übertreibt etwas, mit Absicht, und auch die Texte sind nicht immer ganz so seriös, wie man es erwarten könnte und das macht Spass und bringt noch mehr Abwechslung. Zur eiligen Konsorte gehört das Trio natürlich nicht, das würde aber auch komplett dem Genre widersprechen. Es lohnt sich, hier auf die Nuancen und Details zu hören und zu warten, denn davon sind ganz schön viele interessante im Soundwald verborgen. Geduld und ein offenes Ohr sollte man schon mitbringen, um das komplexe Werk der Basler schätzen zu können, es handelt sich nicht um leichte Kost und es finden sich auch einige richtiggehend hypnotische und meditative Passagen (vor allem im 7:29 langen «Inhospitable»).
Die Sporen sind schon lang abverdient
Zwei der drei Bandmitglieder (Chris Sigdell und Florian Schönmann) haben ihre Sporen in der Schweizer Stoner-Formation «Phased» abverdient, bei der einige lokale Szenegrössen an den Instrumenten waren und die nach der Zusammenarbeit mit dem Kult-Label «Elektrohasch» zum Basler Label «Czar of Bullets» wechselten. Kanashibari erscheint aber nun auf Sixteentimes Music. Als Mann am Drum holten sich die beiden erfahrenen Musiker den ebenfalls in der Basler Szene schon bekannten Jonathan Schmidlin dazu, der bei der Heavy Psychedelic Band Echolot am Schlagzeugt sitzt.
Und dieses Trio funktioniert auch richtig gut, denn das Album hat einen sehr guten Gesamteindruck hinterlassen: es ist dunkel und schräg, wütend, eigensinnig und richtig heavy, aber auch kreativ und unterhaltsam und abwechslungsreich. Ein Album mit Charakter!
Leaden Fumes - Kanashibari
Das Album ist am 14.4.23 auf Sixteentimes erschienen und kann als LP und CD im Shop bestellt und auf allen Plattformen gestreamed werden. Unterstützt wurde die Platte durch den RegioSoundCredit 2023.
LP Verlosung
Das Musikbüro verlost 1 Exemplar der Platte.
Teilnehmen: E-Mail ans Musikbüro senden. Es wird keine Korrespondenz geführt.
Live
- 14.4.23 @ Humbug Basel, mit Soldat Hans, Retromorcego
- 19.05.23 Club W71, Weikersheim (D) mit Skullpriest
- 11.06.23 Sedel, Luzern (CH) mit The Obsessed