Farré – Above the Noise: Stilistischer Streifzug mittels Instrumentals

Hinter dem Namen Farré verbirgt sich Benjamin Noti. Unterstützt (unter anderem) vom Pianisten Matthias Gusset greift der Basler zur klassischen Gitarre. Mit dem Ziel, dem Facettenreichtum der Instrumentalmusik nicht nur auf die Spur zu kommen, sondern diesen auch vollständig auszuschöpfen.
Michael Gasser
In einem Interview räumte Benjamin Noti einst ein, alles andere als ein formidabler Sänger zu sein. Musiker ist er dennoch geworden. Nicht zuletzt dank seiner Liebe zur Gitarre. Und diese hat schwer gefruchtet. Was sich nicht nur daran ablesen lässt, dass man den Basler nicht nur als Mitglied des Duos Noti Wümie (zusammen mit Rapper Greis) kennt und schätzt, sondern auch als Gitarristen von Steff La Cheffe und als Musiker von Sam Himself. Angesichts von Notis Umtriebigkeit geht fast ein wenig unter, dass dieser seit geraumer Zeit ebenfalls seine eigenen Sounds verfolgt.
Liedskizzen in der Morgenfrühe
2020 veröffentlichte er seine erste EP «Easing», auf die er im Folgejahr sein im eigenen Wohnzimmer eingespieltes Debüt «take01» folgen liess. Dieses bot elf Tracks im Herzschlagtempo, die namentlich mit ihren fluiden Rhythmen und dem facettenreichen Gitarrenspiel von Benjamin Noti zu bezirzen wussten. Sein neuestes Projekt lässt er allerdings jetzt nicht unter eigenem Namen, sondern als Farré laufen. Wie immer beim Autodidakten bildeten Liedskizzen auf seiner klassischen Gitarre den Auftakt. Diese entstanden stets in der Morgenfrühe und entpuppten sich als Rückzugsraum vom Alltag mitsamt seinem Getöse. Was auch erklärt, weshalb das entstandene Album den Titel «Above the Noise» trägt.
Fragmente werden zu Songs
In der Folge bat Noti den Basler Pianisten Matthias Gusset und später weitere Musiker hinzu. Gemeinsam werkelte man weiter an den Songideen, jammte, liess Fragmente entstehen. Bis sich nach und nach insgesamt 14 Lieder herausschälten. Eröffnet wird die Platte vom Titeltrack «Above The Noise». Dieser lehnt sich ans Werk des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos (1887-1959) an, der wiederum gerne auf die Folklore seiner Heimat zurückgriff. Entsprechend erweist sich das Stück von getragener Eleganz auf der Gitarre geprägt. Derweil sich das anschliessende «Specter / Feast» mit Elementen des jazzigen Flamencos auseinandersetzt und dabei ganz auf Geschmeidigkeit setzt.
Farré - Early Riser (Live at Powerplay Studios)

Getrieben von der Neugier
Mit «Early Riser» geht man daraufhin auf Abstand zu den traditionelleren Musikquellen und wendet sich dem elektronisch angehauchten Pop zu. Letztlich schafft es kein einziges der 14 Stücke bis an die 3-Minuten-Grenze, was nahelegt, dass das Material wie neugierige, aber bewusst an der kurzen Leine gehaltene Versuchsballone funktioniert. Andere Nummern fokussieren auf den geradezu elegischen und trotzdem knapp gehaltenen Dialog zwischen Gitarren und Piano («Transference»), bestechen mit beruhigenden Ambient-Sounds («Encore, Adagio») oder sehen sich mit «The Bicycle Thief’s Son» scheinbar in der melodischen Tradition von Vittorio De Sicas Filmklassiker «Ladri di biciclette» von 1948.
Farré - The Bicycle Thief's Son (Live at Powerplays Studios)

Fakt ist, dass die Platte einen stimmigen stilistischen Streifzug fürs Kopfkino beschert. Hierbei spielt es keinerlei Rolle, ob man das Gebotene eher als zeitgenössische Kammermusik oder puren Crossover versteht respektive empfindet. Was zählt, ist die unmittelbare Herangehensweise des Gebotenen. Ausgehend vom Flair für die klassische Gitarre entspannt sich hier eine auch klanglich ergiebige Expedition durch die Instrumentalmusik – inklusive Spannung und Drama, aber auch wohliger Erlösung.

Farré - Above The Noise
Das Album erscheint am 4. April 2025 bei Radicalis Music. Gefördert wurde die Platte im RegioSoundCredit 2024/3
Getauft wird das Album in der Kuppel, am Mittwoch, den 30. April, Tickets gibt es HIER. Und zwar mit folgender Live-Besetzung: Benjamin Noti (Gitarre), Matthias Gusset (Piano), Georg Dillier (Bass) und Beni Bürgin (Drums).
Verlosung ist abgeschlossen, Gewinner wurde benachrichtigt.
About Michael Gasser
Hat seine Liebe zur Musik mal zu seinem Job gemacht und beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Pop, Rock und Folk. Der frühere Surprise-Chefredaktor und Redaktionsleiter des Kulturmagazins «041» gehört heute dem Pressebüro Kohlenberg in Basel an, wo er mehrheitlich für Behörden und Unternehmen textet – ganz vom Musikjournalismus mag er aber nach wie vor nicht lassen.